63 Salem Hospital

Das Salem Hospital und der OP entwickeln sich weiter

Als ich 1985 als Kinderkrankenschwester nach Salem Uganda kam, traf ich dort eine sehr schwierige Situation an. Milton Obote war noch an der Regierung, das Land heruntergewirtschaftet, die Menschen arm und medizinische Versorgung kaum zugänglich. Damals standen die Patienten in langen Schlangen vor dem Salem Hospital und warteten auf Hilfe. Die Patienten litten an Krankheiten, wie Malaria, Durchfall, Lungenentzündung aber auch Krankheiten, gegen die geimpft werden kann, wie Masern, Tetanus oder Polio. Am Anfang war es einfach wichtig, dem großen Patientenansturm möglichst effektiv zu begegnen.

Jahre des Unfriedens

Milton Obote wurde bereits 2 Wochen nach meinem Arbeitsbeginn in Salem Uganda von seinem eigenen Militärchef Okello gestürzt. Ein halbes Jahr später stürzte die Rebellenbewegung von Yoweri Museveni die Regierung Okellos. Eigentlich hätte nun Uganda ein friedliches Land sein sollen, doch die Rebellenbewegung um Alice Auma, die vom Geist Lakwena beseelt war, brachte mehr Unfrieden nach Ostuganda. Dazu die Viehraubzüge der Karimajong, Nomaden des Nordostens. Für uns und unsere Arbeit bedeutete dies mehr Nothilfe als Entwicklungsarbeit. Die Menschen schliefen oft im Busch, hatten Angst vor Überfällen, selbst wir flohen oftmals mit allen Kindern des Kinderdorfes in die nächste Stadt um sicher schlafen zu können. Über Monate hinweg beherbergte Salem dann hunderte bis tausende von Flüchtlingen, die jede Nacht in der Hoffnung auf einen sicheren Schlafplatz nach Salem pilgerten, ähnlich den sog. „Nachtpendlern“, Kinder die in Norduganda jetzt jeden Abend in die Städte gehen im möglichen Rebellenangriffen zu entkommen.

Der Friede kehrt zurück

Friede kehrte nach Ostuganda erst Anfang der neunziger Jahre ein. Und erst dann war es möglich eine Entwicklung zu fördern, damit Krankheit verhütet werden kann.
In diesen Jahren bis zu meinem Weggang 1995 intensivierten wir die Krankheitsverhütung. Dazu wurden stationäre und mobile Impfstationen eingerichtet, die Mitarbeiter/innen von Salem radelten jeden Monat in mehrere Dörfer um dort Frauen und Kinder gegen verhütbare Krankheiten zu impfen. Das Basisgesundheitsprogramm wurde aufgebaut, hunderte von Traditionellen Hebammen und Dorfgesundheitshelfer geschult, ausgerüstet und betreut. Die anfangs hoffnungslos überfüllte Unterernährtenstation entwickelte sich zu einem pädiatrischen Zentrum weiter.
Nach meinem Weggang von Salem Mitte 1995 blieb mein Interesse in Salem Uganda und ich verfolgte die Entwicklung interessiert weiter.

Situation jetzt:

Das Gesundheitszentrum in Salem hat sich wesentlich professionalisiert. Mehrere Ärzte arbeiten mit. Manche kommen nur stundenweise, aber damit können mehrere Fachärzte die Patienten betreuen und gleichzeitig Kosten gespart werden. Schon seit ein paar Jahren wohnt ein Gynäkologe in Salem und steht den Patienten jeden Abend und jede Nacht zur Verfügung. Schwangerenvorsorge, Familienplanung und Impfsprechstunde finden täglich statt. Kleinere Operationen, wie z. B. Leistenbrüche und Inzissionen werden durchgeführt, allerdings im improvisierten Operationssaal. Schwangere können in Salem entbinden, doch kann kein Kaiserschnitt durchgeführt werden, Notfälle werden in das Mbale Regierungskrankenhaus mit seinen oftmals katastrophalen Bedingungen, verlegt.

Ein neuer Operationssaal wird gebaut

Derzeit wird ein einfaches Gebäude, das als Operationssaal dienen soll, gebaut. Doch über mehrere Jahre war Baustillstand. Sehr teuer ist der Innenausbau.  Damit eine hygienische Reinigung problemlos durchgeführt werden kann, werden die Wände mit Innenanstrich und Fliesen versiegelt.  Ein Großteil der OP Ausrüstung konnte im Container, der im März 07 in Uganda ankam, nach Uganda transportiert werden. Für den Kauf der OP Ausrüstung bezahlte Tukolere Wamu 5000,– Euro.
Für die Frauen in Uganda bedeutet der Operationssaal eine große Hoffnung: dann könnten endlich in Salem Kaiserschnittoperationen durchgeführt werden. In Uganda stirbt derzeit jede 200. Frau bei der Geburt, 8 von 100 Kinder sterben bevor sie ein Jahr alt sind, davon die meisten während oder kurz nach der Geburt.
Wir hoffen, dass noch im Jahr 2007 der Operationssaal in Betrieb genommen werden kann. Immer noch ist Unterstützung notwendig, damit die Fertigstellung erfolgen kann.

Gertrud Schweizer-Ehrler
Kinderkrankenschwester und Sozialmanagerin
Ehem. Mitarbeiterin von Salem Uganda 1985 – 1995

Oktober 2009

Was lange währt wird endlich wahr. Nach jahrelanger Bauzeit konnte der Operationssaal in Salem Uganda fertiggestellt werden. Nach der Fertigstellung verzögerte sich die Inbetriebnahme, da noch unterschiedliche Geräte, Verbrauchsmaterialen, Gase für die Narkose und Instrumente fehlten.
Vieles fehlt immer noch, doch die gute Nachricht aus Uganda: Der OP ist in Betrieb.

Herzlichen Dank an alle Spender, die den Bau und die Ausstattung ermöglicht haben.

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